Male dir aus, wie deine bestmögliche Reisesituation aussehen könnte und was es gutes mit sich bringt, wenn mal etwas nicht nach Plan läuft. Werde dir bewusst, dass DU jeder Zeit entscheiden kannst was du fühlen möchtest und Tun möchtest. Auf dieser Reise gibt es nur DICH. Entscheide für dich. Und denk daran, dass dir erstmal alles unmöglich der irrational erscheint, bevor du es versucht hast.
Eine Woche nach unglaublich vielen Eindrücken, Reisen ohne wirklich anzukommen und so vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen, brauchte ich Ruhe. Und so war ich froh, dass ich jetzt, wo ich frei in meinen Entscheidungen und Handlungen war auch genau danach leben konnte. Ich bin gereist auf der Suche nach innerem Frieden und Ruhe und nun konnte ich selbst entscheiden, wann ich sie mir nehmen wollte. Sport am Morgen, Kaffee auf dem Wochenmarkt und stundenlang die Füße in den Sand stecken und vor mich hindösen. Und dann hieß es wieder packen. Diesmal für einen Monat auf der Insel Korcula. Zurück zum einfachen Leben und der Natur. Also schleppte ich am Dienstag morgen, bei Sturm und Regen meine 2 Rucksäcke und viel zu viele paar Schuhe mit ca. 20 kg auf dem Rücken den steilen Berg hinunter zum Busbahnhof. Der Bus brachte mich in kurzer Zeit nach Split und ich blickte verträumt in die Vorbeiziehende Landschaft und beobachtete, wie der Sturm und die starken Regenschauer sich verdichteten. Ich hatte kein gutes Gefühl. Mein Bauch war unruhig und meine Intuituion kündigte mir quasi an, was sich kurz vor der Ankunft bestätigte: Die Fähre fällt aus. Aufgrund des immer stärker werdenden Unwetters wurde der gesamte Fährverkehr eingestellt. In mir brach eine Illusion zusammen. Die Hoffnung und Vorfreude bereits heute abend, abgeschottet und vollkommen in der Natur zu sein, in meinem Zuhause auf der Insel, erlischte. Ich versuchte Milicia zu erreichen. Eine Alleinerziehende Mutter, bei der ich für einen Monat wohnen durfte und sie im Haushalt und vor allem bei der Betreuung ihrer kleinen Tochter Nina zu unterstützen. Dann musste ich mir ein Hostelzimmer buchen und eine neue Fährverbindung für den nächsten Morgen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht mal, ob ich überhaupt weiterreisen kann am nächsten Tag. Inmitten von Touristenmengen, die sich hier in Split durch viel zu enge, alte Straßen drängelten, schleppte ich mich mit meinem Gepäck vorwärts. Ich fühlte mich fehl am Platz und verloren. Obwohl im Außen scheinbar nichts wirklich gravierendes Passiert ist, warf es mich völlig aus meiner Bahn und inneren Ruhe. Am Hostel angekommen viel ich völlig erschöpft in das viel zu kleine Bett in einem Zimmer ohne Klimaanlge und schlief wenige Minuten später ein. Als ich aufwachte, war es bereits nach 18.00 Uhr und ich hatte den ganzen Tag noch nicht wirklich mit jemandem gesprochen. Ich sehnte mich nach einer Umarmung und jemandem der mir zuhört und mich für einen Moment hält. Das ist aber weit weg von Zuhause leider nicht einfach so möglich. Ich versuchte meinen Freund zu erreichen, vergebens. Meine Mutter, vergebens. Dann gab ich auf und fasste den Entschluss, wenigstens für ein paar Stunden in die Altstadt zu gehen. UNd überrashenderweise war die abgesehen von den Touristen, wunderschön. Per Zufall entdeckte ich ein kleines, veganes Cafe in einem Gewölbekeller. Ich ließ mich auf einen der Stühle sinken, atmete tief durch und trank genüsslich meinen Hafer Cappuccino. Du glaubst gar nicht wie sehr ich ihn genossen habe, wie sehr mich dieser Moment erfüllt hatte. Wenn man reist, wird einem viel "genommen" was man für selbstverständlich gehalten hat. Bei mir war es die große Liebe zu Kaffee jeglicher Art mit Hafermilch. Ein kleines Cafe, dass zum Verweilen und Lesen einlädt.
Während für andere also die Sehenswürdigkeiten das Highlight schlecht hin waren oder all die Party Boote die von Split aus ablegten, war das hier mein Split Moment. Und dann passierte etwas wundersames, eine junge Frau vom Nachbartisch kam zu mir hinüber, als sie gerade auf dem Weg nach draußen war. "I really love your Style and you are so naturally beautifu", sagte sie. Ich starrte sie perplex an, fühlte ich doch genau das Gegenteil! Ich hatte Sportklamotten an, war ungeschminkt und versuchte mich hinter all den wunderschönen Menschen um mich herum nur zu verstecken. Ich schrieb meine ersten Postkarten, steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und schlenderte durch die Altstadt auf der Suche nach einem Briefkasten. Vorbei an Bars, viel zu teuren Souvänierläden und überbewerteten Restaurants. Mein Gefühl trug mich durch alte, steinige Seitenstraßen an den Hafen. Ich lauschte den Straßenmusikern und beobachtete die untergehende Sonne am Horizont, wie sie ihr rotes und orangfarbenes Licht auf all die Segelboote und Yachten warf. Das Meer breitete sich vor mir aus, während das Licht der Sonne die sanften Wellen zum glitzern brachte. Manchmal ist es gut, solche Situationen mit sich alleine auszumachen und nicht zuhause anzurufen oder wie in meinem Fall keinen zu erreichen. Manchmal muss es so sein, dass wir uns mit unseren Gefühlen an einen Tisch setzen und sie annehmen. Wir müssen uns nicht jeden Tag gut fühlen. Die Worte der Frau führten zu kleinen Tränen in meinen Augenwinkeln. Denn sie wusste in diesem Moment vielleicht noch nicht, wie viel sie mir bedeuteten und das sie genau zur richtigen Zeit kamen. Auf dem Rückweg ins Hostel, holte ich mir eine Pizza Margeritha und damit war der Tag für mich vorbei. Und wie hätte es anders sein sollen, begrüßte mich der nächste morgen mit strahlendem Sonnenschein und so hüpfte ich voller Vorfreude um 10.00 Uhr auf die Fähre nach Korcula. Einen Monat lang Babysitten gegen Kost & Logie. Easy dachte ich. Ohne zu wissen, dass auf mich eine 7 Tage Woche zukommt, weil es kleinen Kindern relativ egal ist, dass gerade Sonntag ist. Und so begegnete mir ein 2 jähriger blonder Engel, mit ozeanblauen Augen.
Was ich in den ersten 4 Tagen hier bereits und vor allem durch Nina gelernt habe, ist die Kunst des Slow- Livings. Kinder sind wundervolle Lehrer und sie nehmen jeden Tag so wie er kommt. Nichts ist gleich. Jeder Tag hält ein Wunder für sie bereit. Am Anfang zog es unfassbar an meiner Geduldsschnur, dass ich plötzlich alles viel langsamer machen musste und wir für jeden Weg, den wir zu Fuß gingen, doppelt so lange brauchten. Sie lehrte mich Geduld und die Magie der kleinen Dinge. Sie brachte mich meinem spielerischen Wesen wieder näher. und vor allem meinem Kindlichen Lachen. Nina ist wundervoll. Und so gestalteten ich die Tage nach dem Frühstück und Stundenlagem Spielen am Strand. Sie sanft in der Hängematte in den Schlaf schaukeln und gemeinsam tanzen. Ein Abend blieb mir bis jetzt besonders in Erinnerung. Jeden Freitag gibt es hier von den Einheimischen einen "Fishermans Evening", wo sie voller Liebe ihre selbstgefangenen Fische und gekochten Speisen verkaufen. Es läuft Folksmusik und es wird reichlich von dem Inseltypischen Wein getrunken. Und Nina? Nina wollte tanzen. Und so nahm ich sie an die Hand und drehte mich mit ihr im Kreis. Wir hüpften auf und ab, wir lachten, ich nahm sie auf meinen Arm und wir drehten uns wie ein Karrussell im Kreis. Und das Obwohl niemand sonst tanzte. Doch ich hatte nur Augen für sie. Das Außen verschamm in dem Moment im Hintergrund und anstatt mir darüber Gedanken zu machen ob ich lächerlich aussah, lachte ich, ich fühlte mich frei, inmitten von Menschen und das nur dank ihr! Nur wenige Tage später, erkannte ich aber das "Nanny" sein tatsächlich ein Fulltime Job war und es eben keinen geütlichen Sonntag gab. Jeder Tag begann mit einer Überraschung. An einem chaotischen Sonntag, 5 Tage nachdem ich angekommen war, freute ich mich über die Stille am Abend. Banale Sachen wie in Ruhe zu Essen und einfach Netflix laufen zulassen wurden für mich heilig. Der Sternenhimmel eröffnete sich über mir, die frische Meeresluft fand ihren Weg den Berg hinauf zu unserem kleinen Häuschen und Frieden stellte sich in mir ein. Am nächsten Morgen wachte ich früh auf und wollte eine große Runde joggen gehen, um dann auf dem Rückweg am einheimischen Fischermarkt frisch gefangenen Fisch zu kaufen. Ein paar Farmer trafen sich hier morgens und verkauften ihr frisches Obst und Gemüse. Selbst gepresstes Olivenöl, getrocknete Feigen und Eier. Für mich war es ein Paradies. Lokal einzukaufen entsprach nicht nur meinen Werten, sondern gab mir auch ein Gefühl der Dankbarkeit für die Lebensmittel. Sie waren aromatischer und wertvoller. Etwas was ich in Deutschland immer vermisste. Dort konnte ich mir die überteuerten Bio-Supermärkte nicht leisten, lokale Bauern waren in der Stadt kaum vertreten und Lebensmittel aus dem Supermarkt, dientenn trotz der großen Leidenschaft zum Kochen und Backen eher als "Mittel zum Zweck" Ich glaube wenn wir alle viel mehr die Natürlichkeit und Verbindung zu lokalen Produkten und Lebensmitteln hätten, würden wir nicht mehr so verschwenderisch damit umgehen. Gerade für Kinder ist es so wichtig, zu wissen wo das Essen herkommt, wie es angebaut und verwertet wird. Nina bekam jeden morgen eine frische Möhre und während sie ihren Stofftiertieger noch verschalfen im Arm hielt, kaute sie glücklich und micht leuchtenden Augen ihre Möhrchen. Und das stimmte mich zufrieden. In den kommenden Tagen nahm ich mich einem wichtigen Thema an: Meiner beruflichen Zukunft.
Ich weiß jetzt, das wenn wir eine Weile von Zuhause weggehen und gerade wenn wir mit Kindern umgeben sind, die immer ihren eigenen Kopf durchsetzen wollen, dass uns dann nach und nach wie Schuppen von den Augen fällt, was wir eigentlich im Leben wollen.
Ich wusste es nun. Und ich wusste das dieser Weg mich vor Herausforderungen stellen würde und ich mich nochmal in eine Umgebung begeben muss, die ich nicht als meine natürliche Wohlfühlumgebung bezeichnen würde. Aber ich wusste und weiß auch jetzt, dass ich wählen kann wie ich an diese Sache rangehe, dass ich weiß warum ich es mache. UNd dann sehe ich die Vision, das große Ziel. Man muss nicht noch tausend mal einen neuen Weg einschlagen oder ausprobieren, sondern manchmal muss man einfach dranbleiben. Selbst wennes zur Routine wird und dich langweilt, verlier das große Ziel und dein "Warum" nicht aus den Augen. Ich war bereit. Ich tippte Bewerbungen, fertigte Motivationsschreiben an und lehnte mich voller Vertrauen zurück. In vielen Gesprächen mit Nina's Mama Milica, wurde mir klar: WIr müssen nicht direkt wissen was wir wollen. Es reicht, wenn wir dem Universum ganz klar zu verstehen geben, was wir NICHT wollen. INdem wir lernen Nein zu sagen, Grenzen zu setzen, entdecken wir automatisch immer mehr von dem was wir möchten und was uns glücklich macht. Man könnte sagen wir hier, auf der Seite der Spiritualität und Astrologie lieben das Risiko. Wir kündigen nicht erst den Job, wenn wir eine neuen haben, wir Kündigen indem Wissen, dass dann erst was Neues uns Besseres zu uns kommen kann. Wenn wir Raum schaffen, kann etwas neues kommen. Altes muss losgelassen werden, damit Schöneres eintreten kann. Astrid Lindgren sagte einmal:
" Und dann muss man ja auch noch Zeit haben um einfach nur da zu sitzen und zu gucken".
Das einfachste der Welt. Doch während mein Blick wie so oft häufig am Abend über das sanfte Wiegen der Wellen im Meer glitt, fanden meine Gedanken diese Ruhe nur selten.
Ich bekam regelrecht Kopfschmerzen davon, mal nicht denken zu wollen. Wie absurd, da sitzt man frei irgendwo auf einer Insel im Mittelmeer und die Gedanken rasen wie auf einer deutschen Autobahn. Und da ich nun mal nciht den ganzen Tag meditieren konnte, traf mich eine wunderschöne Podcast Folge mitten ins Herz. Die Essenz war banal und simpel zugleich. Wenn wir es schaffen den Gedankenstrudel zu verlassen und dem Fluss vom Ufer aus als Beobachter zuzusehen, dann erkennen wir, dass wir jedezeit in die Beobachterrolle gehen können. Wir sollen und müssen gar nicht aufhören zu denken, im Gegenteil, wir dürfen alle Gedanken da sein lassen und sie einfach nur beobachten. Ich lernte innerhalb von 55 min, also einfach auszutreten aus dem Fluss. UNd so fing ich nicht nur an das kleine Mädchen Nina in ihrem Verhalten zu beoachten, sondern auch mich selbst und meine Gedanken. Sowie mein zukünftiges Leben. Das Inselleben ist ziemlich einfach und wurde mir nach nur wenigen Wochen ohne aufregenden neunen Input fast schon zu langweilig. Eintönig. Aber es ließ mich auch ankommen und runterkommen. Etwas in mir sehnte sich nach der EInfachheit im Leben. Mein Alltag bestand deshalb für Wochen grob aus Aufstehen und meditieren, Frühstück in der freien Küche zubereiten und mit Nina zu spielen oder an de Strand zu gehen, dann Mittagessen kochen, Wäsche waschen und nach dem Mittagsschlaf hatte ich frei. Alle 2 Tage besuchte ich die nahegelegene Farm um frische Eier und Ziegenmilch zu holen oder ging unten in der Stadt einkaufen. Ich versuchte neue Rezepte aus, duschte im Garten, ging joggen in der Mittagssonne und entdeckte versteckte Badebuchten. Es ar einfach nur das Leben als "Frau". EIn sich kümmern, die eigene Liebe geben, ein Gefühl von Geborgenheit und Verwundetsein. Seitdem ich ein kleine Mädchen war, liebte ich es mit meiner Puppe und dem Kinderwagen "Mama" zu spielen und bis heute fühle ich tief in mir das Bedürfnis nach der Mutterrolle, nahc der bedingungslosen Liebe und der Kraft des Empfangens. Wenn wir in die spirituelle Ebene gehen, gibt es das Prinzip von Yin & Yang, das Gleichgewicht des Männlichen und Weiblichen. Wir trage alle beide Seiten in uns, manche sind stärker ausgeprägt und manche verwundeter als andere. Meine weibliche Seite ist es, die jahrelang verletzt war und mit der ich mich bereits vor dieser Reise immer intensiver beschäftigt hatte. In einer männlich dominierten Welt von Leistungsdruck, Erfolg und Geld, verlieren wir Frauen schon in frühen Kindheitsjahren den Kontakt zu unserer Ur-weiblichkeit. Das Vertrauen in unsere Feinfühligkeit und Emotionalität wird häufig als unpassend oder übertrieben abgestempelt und abgewertet. Um zu überleben, bauen wir uns einen Panzer aus Männlichkeit. Wir rennen ins Fitnessstudio um unseren weichen Körper hart zu formen, wir wollen ihn fettfrei bekommen, die Kontrolle über unseren Hormonzyklus bekommen und beginnen uns immer mehr über unser Äußeres, sowie die Resonanz der Männer zu identifizieren. Anstatt auf die Stimme in unserem Bauch zu hören, begnügen wir uns mit den Vorstellungen und Meinungen anderer Über uns. Bis wir vielleicht irgendwann an den Punkt kommen, an dem wir weinend nach der nächsten gescheiterten Beziehung am Boden liegen und uns fragen, wer wir eigentlich sind.
Einsamkeit und ein Hauch von Verloren sein erdrückt die letzte Luft in unseren Lungen und wir haben das Gefühl in unserem "so perfekten" Körper zu ersticken.
Das dich oder uns dieser Kollaps aber wie ein Art Weckruf befreit, wissen nur wenige.
Mich befreite dieser Ruf schon vor einigen Jahren, doch auch ich fiel in alte Muster zurück und kompensierte eine Sucht mit der Anderen. Die Kompensation durch Sport.
Stellas Reisetipp:
Du musst nicht wissen wer du bist, wenn du beschließt etwas zu verändern. Das Mutigste und dir am nächsten Stehende was du tun kannst, ist dich für die Reise zu dir selbst zu entscheiden.
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