Eigentlich fiel mir schreiben immer unendlich leicht. Das Spiel mit den Worten, die Gefühle und Tiefe die ich in jedem Satz spürte. Und irgendwann dieses Jahr kam der Punkt, an dem ich aufhörte. Aufhörte zu fühlen? Nein das nicht. Vielleicht manchmal. Nur war das Chaos und die Lautstärke in meinem Kopf wurden so unaushaltsam, dass ich davor davon lief. Ich lief. Kilometer um Kilometer. Und dann schrieb ich doch etwas.
" Wir alle rennen schon unser ganzes Leben vor etwas davon.
Das Laufen therapiert mich, irgendwie.
Mental und körperlich, war ich nie stärker, nie freier, wie im Lauf.
Laufen liegt in unserer DNA, in all den Schritten die unsere Vorfahren für uns Gegangen sind, in all den Schritten, die unsere Eltern für uns gegangen sind und in all den Schritten die ich seit fast 27 Jahren gehe. Meine Muskeln unermüdlich, ci laufe um zu fühlen und gleichzeitig genau das nicht zu tun. Ich laufe um irgendwo anzukommen, ich renne schon Jahrelang vor dem davon, was ich nicht sein will.
Vor Problemen die ich nicht lösen will Vorm Scheitern und meinen Versagensängsten
Vor meinem komischen Gehirn und dem Anders-sein
Ich renne davon vor Verantwortung und Seitdem mein Herz vor 2 Jahren in tausende Splitter zersprungen ist, auch vor der Liebe. Ich renne Weg vor Beziehungen und Bindung. Und doch renne ich irgendwie für mich selbst. Für alles was ist, für die klare Kalte Morgenluft. Ich renne um den Boden unter mir zu spüren und mein Herz schlagen zu hören Ich renne im Sonnenaufgang und in Dunkelheit, in Kälte und in Hitze. Ich fühle mich lebendig, wenn ich laufe und gleichzeitig so klein und unbedeutend." Diese Zeilen schrieb ich kurz vor meinem ersten Marathon. Und einige Wochen später, hörte ich auf so viel zu laufen. Die kürzer und dunkler werdenden Tage, die Melancholie im Herzen. Dier Wind. All das brach auf mich ein und erfüllte mich mit tiefem Frieden und einem Hauch Einsamkeit. Und dann bekam ich endlich, dass erste mal in meinem Lebe das richtige Medikament. Aus der innere Rastlosigkeit, der Angst und dem enormen Druck, der mich fast mein ganzes Leben begleitet, wurde endlich stille. Ich weinte vor Glück und es war, als ob sich mir die Welt in einem neuen, magischen Licht zeigte. Der Kampf gegen mich und meinen Körper, verschwand irgendwo in den Tiefen eines Ozeans, den ich noch nicht kenne. Und dann verstand ich: Warum braucht die Seele einen menschlichen Körper, was kann mein Körper, was die Seele nicht kann? Berühren. Fühlen. Ich kann nicht mehr rennen, zumindest nicht mehr um zu kämpfen. Ich bin erschöpft. In den letzten Wochen hat sich mein Leben und mein Umfeld auf den Kopf gestellt, alles beginnt sich gerade erst wie auf magische Weise neu zu ordnen und doch stehe ich in der Mitte dieses Wirbelsturms, dort wo es ganz still ist. Ich hab Angst und fühle mich so einsam und verloren wie lange nicht, und da ist keine starke Schulter an die ich mich anlehnen kann. Ich lass mich ab und zu mitreißen in das Chaos, in Gefühlswelten die mich vor schmerzen fast ersticken lassen und in Begeisterung. Aber ich weiß, auch dass wird vorüber gehen. Ich bin nicht allein. Wir sind nicht alleine.
"You have to stop thinking to find out, what this life is about"
29.10.2024, mit 27 Jahren wurde es in meinem Kopf das erste mal still. Ein Feuer, dass mich innerlich über Jahre ausgebrannt hatte, erloschen.
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