Viel zu lange hatte sie nicht mehr geschrieben oder sich die Zeit und Muse genommen, einen Teil ihrer Gefühle aufs Blatt zu bringen. De erste Hälfte des Jahres ist bereits wie in Lichtgeschwindigkeit an ihr vorbeigezogen. Ein Wirbelsturm an Abenteuern, Erfahrungen und beängstigenden Momenten hatte sich in ihrer Brust breit gemacht. Und imme rhäufiger vergaß sie zu amten. Sie hielt die Luft an ohne es zu bemerken und krallte sic unbewusst an ihren Gedanken fest. Angst, zu vergessen, wie es ihr viel zu oft passierte. Doch nun saß sie endlich da, in dem kleinen Cafe an der ecke nahm sie sich viel zu erschöpft und müde für den lauen Sommertag die Zeit zu schreiben. Um ihre Augen brannte und pulsierte es. Eine Reaktion ihres Nervensystems die ihr aus der Vergangenheit bekannt war. Überreguliert und intuitiv versuchten ihre Augen ihr das Signal zu geben, sie zu schließen und sic auszuruhen. Nur noch ein Woche, nur noch diese 3 Tage. Ausreden, die sie sich selbst seit Wochen erzählte. Und trotzdem spürte sie das Koffein und die Wärme in ihren Armen und Beinen pulsieren. Einen tiefen Atemzug und einer weiteren Tasse schwarzem Kaffee begann sie zu schreiben:
Liebes Tagebuch, Liebes Leben.
Wo ist die Zeit geblieben? Nie hatte sich es mehr bestätigt als in diesem Jahr, dass die Zeit, umso älter man wird, auch schneller vergeht.
Ich fühle mich, als ob die letzten Monate an mir vorbeigezogen sind, ich mich immer wieder verloren und gefunden habe, ein Chaos oder auch einen Tornado an Möglichkeiten und Ereignissen hat sich durch mein Leben gewirbelt und ich immer nur eine Hand der Wirksamkeit und Kontrolle hineingesteckt. Ich hab den Sturm beobachtet und wurde ab und zu gnadenlos mitgerissen ohne jeglichen Einfluss darauf zu haben wo es mich hinzieht.
Anfang des Jahres bin ich zurück in meine Heimat. Anfang des Jahres wurde ich mit der harten Realität der Stadt konfrontiert, mit verflossener Liebe, einem gebrochenem Herzen. Wobei ich mir die Frage stelle, wie Herzen überhaupt brechen können, ohne das sie Knochen besitzen? Ich finde vielmehr , dass ich auf Anteile meines Herzens gestoßen bin, die ich Jahre zuvor, an andere Menschen verschenkt habe. Ich habe Teile von mir wieder entdeckt, die ich nicht mehr sehen wollte, und Teile die ich vergessen hatte. Auf jeden fall traf mich die Kälte und Dunkelheit der Stadt im Winter undankbar und tief. Wochenlang verbachte ich auf dem Sofa meiner alten Wohnung. Wohnungsbesichtigungen und suchen verliefen oft enttäuschend und schleppend. Doch ich entdeckte etwas neues & altes wieder: Meine Liebe zum Sport, die Gemeinschaft und Zugehörigkeit, ich umarmte alte und nie verlorengegangene Freunde und begann einen neuen Job in einem Cafe, welches heute nicht nur arbeit für mich bedeutet. Es ist mein Safe space, meine kreativer Platz und der Ort an dem ich neue Freundschaften schließen durfte. Man sagt ja, dass man oft die eigene Veränderung gar nicht so aktiv wahrnimmt und so passierte es auch mir, dass ich jetzt erst rückblickend sehe, wie viel sich in mir und vor allem um mich ins positive verändert hat. Eine alte Heimat, erblüht in neuem Glanz. Mein altes Herz, hatte Zeit einige Wunden zu heilen und ich fühle mich so bereit wie nie mich endlich wieder zu verlieben. Nein, zu Lieben. Von der Tiefe meines Herzens. Als ich also endlich im Februar nach Tränenreichen und verzweifelten Hilferufen ans Universum in einer 2 Zimmer WG einzog, fühlte es sich das erste mal an, als würde sich alles ganz alleine zur richtigen Zeit fügen.
Und so saß ich in meinem 16 qm Zimmer auf dem Boden, ein neues Bett hinter mir, ein großes Fenster vor mir und bastelte mein Visionboard für das Jahr 2024. Etwas dass ich seid Jahren tat und mich mit Frieden und Vertrauen erfüllte. Langsam und lächelnd klebte ich die Bilder auf die große Leinwand, ordnete sie in die Lebensbereiche ein, die mir besonders wichtig waren. Ein Visionboard kann uns helfen, zu sehen, wozu wir leben und was uns erfüllt und glücklich macht. Es hilft, Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und erinnert dich im Chaos des Alltags daran, was wirklich zählt. Es ist dein/ mein Leben und ich darf es mir gestalten und leben, wie ich es möchte.
Als ich damit fertig war betrachtete ich mein Kunstwerk sorgfältig. Zu sehen waren Bilder die Werte wie Freiheit, Natur, Liebe, Freundschaft, Geld & Sport/Yoga wieder spiegelten.
Heute weiß ich, dass viele dieser Bilder eine magische Wirkung auf mich haben.
Dass sich viele Dinge in meinem Lebensweg zu den entwickeln, was ich mir wünsche und dass alles zu seiner Zeit geschieht. Und ehe ich mich versehen konnte, rückte eines der großen Ziele für dieses Jahr näher. Obwohl ich erst seit 8 Wochen wieder richtig im Bereich Crossfit und Ausdauer trainierte, meldete ich mich mit einem Freund zu unserem ersten Hyrox Wettkampf in Karlsruhe an. Und was soll ich sagen, diese Erfahrung, das erste Rennen, war eine der gewaltigsten Glücksgefühle und Hochs die ich seit langem erlebt habe. Es fühlte sich so richtig und gut an, etwas was mich heute und vor allem noch für eine lange Zeit antreiben wird! Ich habe eine Sportart gefunden bei der ich aufblühe und gelernt, das sportlicher Erfolg und Leistung vollkommen unabhängig von dem Körperlichen Aussehen ist. Das Laufen Freiheit bedeutet. Nach Karlsruhe begann die Zeit gefühlt noch schneller zu rasen. Es folgte der Plan ein eigenes kleines Yogaloft in eine der besten Crossfit Boxen der Gegend zu bauen. Ich lebte mich in der WG ein, wurde konfrontiert mit meinem inneren Monk, wenn es um Sachen Wohnungs- und WG Regeln ging und begann wieder auf Dates zu gehen. Zugegeben, empfand ich es oft als Zeitverschwendung und weiß auch, dass ich einfach noch nicht bereit war mich jemandem anzuvertrauen oder zu öffnen, und neben den Reinfall Dates und dem schnellen wohl wirklich positiven Entwicklungen in meinem Leben, fühlte ich mich einsam. Es ist die längste Zeit in meinem jungen Leben die ich nun single bin und ich würde lügen, wenn ich sage, dass es mich glücklich macht. Ich sehne mich nach jemandem dem ich abends von meinen Erlebnissen berichten kann, jemand in dessen Arme ich mich legen kann und der mich hält, wenn ich es gerade selbst nicht kann. Ich möchte neben jemandem einschlafen und aufwachen, gemeinsam kochen und am liebsten einen Sommer Roadtrip durch Deutschland machen.
Doch stattdessen plane ich gerade alleine meine 1 wöchige Radtour durch Süddeutschland.
Backpacking war letztes Jahr, dieses Jahr heißt es Bikepacking. Doch während ich die letzten Jahre immer den starken Drang verspürte, flüchten zu müssen, reisen und bloß raus aus meinem eigentlichen Leben, spürte ich dieses Jahr ein tiefes Verlangen hier zu bleiben. Zuhause zu sein. Am See zu liegen und den Sommer hier auf mich wirken zu lassen. Ich war satt vom fliegen, reisen und planen. Mich zu verlieben, hier. Ich möchte an meinem Geburtstag ein riesen Picknick machen, lachen und die Sterne am Himmel zählen.
Zugegeben, eigentlich empfängt mich die Stadt mit offenen Armen und nach anfänglichen Zweifeln und dem Drang bloß wo anders meine Ausbildung zu beginnen, sehe ich heute, dass es nie richtiger war hier zu sein. Dass ich nie tollere Menschen um mich hatte und eine Aussicht auf eine Zukunft, die ich nicht nur selbst gestalte, sondern die sich auch immer zu meinem besten ausrichten wird. Denn am Ende kommen wir genau dort an , wo wir sein sollen. Heißt es dass es einfach wird? Nein. Aber jeder Schritt und jeder Atemzug wird sich lohnen.
Sie sah kurz auf. In ihrer Brust entwirrten sich die Gefühle und in ihrem Kopf die Gedanken langsam merklich. Sie schmunzelte. Sie hatte vielleicht noch nicht die Liebe gefunden oder einen Partner an ihrer Seite. Und doch schweiften ihre Gedanken und Gefühle immer wieder zu dieser einen Person. Wie oft denken wir, dass wir einen Einfluss darauf haben, wen wir lieben. Wir überzeugen uns selbst, dass wir nur in der Lage sind körperliche Nähe auszutauschen, ohne unser Herz zu involvieren. Oh my friend, welch großer Trugschluss und meisterlicher Streich. Und genau dieses Wissen, bereitete ihr momentan ein kleines Ziehen in ihrer Brust. Sie blickte wieder nach unten und schrieb weiter.
Liebe ist es doch was uns im Leben antreibt oder? Gibt es die Möglichkeit, auf verpasste Chancen, auf Liebe zum falschen Zeitpunkt? Ich weiß es nicht. Warum ziehe ich stets komplizierte Verstrickungen der Liebe an, anstatt sie in ihrer Einfachheit zu genießen? UNd gibt es überhaupt einfache Liebe. Aus einem meiner absoluten Lieblingsbücher weiß ich, dass eine Liebe die sich aus einer Freundschaft entwickelt, die wohl schönste und reinste Form sein kann. Die erste Jahreshälfte war wahrhaftig "wild" ein Wort, dass ich erst vor kurzem in meinen Wortschatz integriert habe und es mir unglaublich viel Freude macht, es bei jeder Möglichkeit zu nutzen. Wild ist zum Beispiel, dass ich das erste mal vor ein paar Wochen die Halbmarathon Distanz gelaufen bin. Dass ich vorgestern mein Yogaloft mit 2 vollen Kursen eröffnet habe und nun zukünftig Mittwochs eine Stunde geben darf. Wild ist grade vieles in meinem Leben. Der nächste Hyrox ist nur wenige Tage entfernt und somit auch meine erste Reise nach Polen und hoffentlich gefolgt von einem Tag am Meer. Ich vermisse das Meer sehr. Letztes Jahr hat das salzige Wasser des Mittelmeers so viele meiner Wunden geheilt, mich getragen und lebendig fühlen lassen. Ic vermisse das Rauschen und Brechen der Wellen, das singen der Möwen, das Gefühl von heißem Sand unter meinen Füßen. Manchmal habe ich Angst, dass ich mich in der hektischen Außenwelt wieder verliere, dass ich die Dinge aus den Augen verliere, die mir eigentlich so wichtig sind. Wie Zeit um langsam zu sein, zu meditieren, Barfuß zu laufen, in der Natur zu versinken an den Tagen an denen ich frei habe. Und von einem Ort zum andern zu rasen, anstatt den Weg bewusst zu genießen. Ich bemerke jedoch, dass ich immer mehr beobachte. Dinge "interessant" finde und mich wenn ich mich verliere, dann immer kürzer. Manchmal muss ich mich wirklich zwingen, Zeit zuhause in meinem Zimmer zu verbringen. Ich bin gespannt wo mich der Sommer hinführt, in wessen Arme, in welche Seen, wie viele Mückenstiche es wohl dieses Jahr gibt und ob meine Sommersprossen genauso zahlreich ihren Platz auf meinen Wangen einnehmen. Ich hoffe nur es wird warm. Den Rest lasse ich passieren.
Zufrieden schließt sie ihr Notizbuch und trinkt ein Schluck kaltes Wasser.
Der Tag war noch jung und es war Zeit mit den frisch gekauften Erdbeeren nach Hause zu fahren. Sich auf den Balkon zu setzen und ein spätes Frühstück zu genießen.
Auch wenn ihr Körper immer noch glühte und die Augen brannten, sie wusste es würden wieder leichtere und ruhigere Zeiten kommen, darauf konnte sie vertrauen.
Und dann würde sie einfach nur daliegen und in die Wolken starren und ihrem Körper die Ruhe schenken, die er mehr als verdient hatte.
Comments